Gründer & geschichte


Die Gründungsbrüder

Die beiden Gründer von TDKET sind Tariku und Desta Tesfaye. Die Brüder stammen selbst aus armen Verhältnissen und schafften es sogar, Tennisspieler in der Nationalmannschaft Äthiopiens zu werden.

 

Um ihre Familie zu ernähren, arbeiteten die noch jungen Brüder als Balljungen in einem Tennisclub in Addis Abeba. Nach einiger Zeit durften die beiden auch den Schläger gegen Mitglieder des Tennisclubs schwingen. Schnell zeigte sich, dass sie ein Talent für das Tennisspielen hatten.

 

Später, als erfolgreicher Spieler, entschloss sich Tariku ebenfalls Tennistrainer im „Griechischen Club“ in Addis Abeba zu werden. Mit diesem Einkommen hätte er ein einfaches, aber – für äthiopische Verhältnisse – überdurchschnittliches Leben führen können.

 

„Nur“ ein Tennistrainer zu sein, genügte ihm jedoch immer noch nicht: Er wollte mehr und vor allem wollte er seinem Land und dem Tennis etwas zurückgeben. Daraufhin fasste er 2001 mit seinem Bruder den bemerkenswerten Beschluss ein besonderes Projekt zu schaffen. Alles begann damit, dass Tariku in den Slums von Addis Abeba Einladungen für ein Tennis-Sichtungsturnier an besonders talentierte und pfiffige Kinder verteilte.

 

Besonders wichtig bei diesem Projekt, das Tariku und Desta mit Klugheit, unbändigem Fleiß und Selbstdisziplin vorantreiben, war und ist den Brüdern aber auch der Bildungsaspekt. Strikte Regeln sind eine Voraussetzung, damit dieses Ziel erreicht werden kann.

 

Heute ist Tariku der „Cheftrainer“ vor Ort. Mit seinem Team betreut er 66 Kinder, wobei auch einige „Kinder“ aus der ersten Generation Trainerfunktionen übernehmen. Tariku selbst ist das beste Beispiel für eine herausragende erzieherische und persönliche Entwicklung. Trotz der schwierigen Umstände baute er ein großartiges Netzwerk auf und leistete hervorragende Arbeit, indem er die Tennisplätze aus eigener Kraft renovierte und den Kindern ein Zuhause gab. Seine Leistungen im Sport mit den Kindern sind erstaunlich und gehen weit über die erzieherischen und körperlichen Möglichkeiten hinaus! In den 15 Jahren seines unermüdlichen Einsatzes haben 12 von 20 Kindern der ersten Generation einen Abschluss oder sind auf dem Weg dorthin.

 

Desta ist in Saudi Arabien und arbeitet dort als Tennistrainer. Einen Teil seines verdienten Geldes steuert er direkt dem Projekt zu.

 


Geschichte

2001

In Addis Abeba, auf 2500 Meter Höhe haben die Brüder Tariku und Desta Tesfaye, äthiopische Tennisnationalspieler aus ärmsten Verhältnissen, einen Traum. Sie wollen Tenniskinder aus ärmsten Verhältnissen von der Straße holen, um ihnen die gleiche Chance zu geben, die ihnen durch glückliche Umstände zuteilwurde. 


2002

Die Sichtung: Aus 120 Kindern wählen sie 20 aus, mit dem Ziel, ihnen das Tennisspielen zu vermitteln. Tagtäglich um sechs Uhr in der Früh - noch vor der Schule - machen sich die fünf- und sechsjährigen Kinder auf den Weg zum "Griechischen Club", eine 3-Feld-Tennisanlage, in der Regierungs- und Botschaftsangehörige aus aller Welt in ihrer Freizeit Tennissport betreiben. Bevor die Mitglieder dies tun, dürfen die Kinder dank des ehrenamtlichen Engagements ihrer Trainer Tariku und Desta Tesfaye Bälle schlagen - Tag für Tag, fern jeglicher Organisationen, jeglicher Verbandes- und jeglicher Unterstützung. Ihre besondere Motivation ziehen sie auch aus der Möglichkeit, sich mit warmem Wasser zu waschen und die Toilette zu benutzen - und durch freundliche Worte und wertvolle Tipps zu Fragen des schulischen Fortkommens. 


2003

Die Bedingungen, um im Programm zu bleiben, sind hart und der Tagesablauf strikt organisiert. Vor und nach der Schule wird trainiert! Gleichzeitig muss die Schule erfolgreich absolviert werden.


2005

Nur noch 12 Kinder sind im Projekt. Aufgrund mangelnder Disziplin (z.B. Fernbleiben der Schule) und fehlender finanzieller Mittel mussten einzelne Kinder ausgeschlossen werden.


2006

Durch mehrere gewonnene Turniere, werden einige Kinder in nationale Auswahlmannschaften berufen. Sie sind schon jetzt die Landesbesten ihres Jahrgangs. 


2007

Der Schülerverein des Friedrich-Ebert-Gymnasiums Sandhausen unterstützt das Projekt finanziell, sodass pro Tag eine Mahlzeit für die Kinder bereitgestellt werden kann.

 

Durch den Kontakt mit Bruno Böhler (ehemaliger stellv. Schulleiter der Deutschen Botschaftsschule in Addis Abeba) kann ein Besuch im Racket Center Nußloch geplant und durchgeführt werden. 

 

Dennis van der Meer persönlich lädt Tariku Tesfaye in seine gleichnamige Tennis University in die USA zu einer Trainerfortbildung ein. Die beiden "besten" Kinder Meron Getu und Yonas Gebre dürfen ihn begleiten - und an den Junior Orange Bowl Championship teilnehmen. Tatsächlich erweisen sich Meron und Yonas als konkurrenzfähig. Obendrein erwirbt Tariku eine international anerkannte Trainerlizenz. 


2008

Sechs äthiopische Kinder dürfen ins Racket Center Nußloch einreisen. Skeptiker werden überzeugt. Die erstaunlichen Leistungen der Kinder finden große Anerkennung - sie gewinnen Turniere und präsentieren sich dabei als vorbildliche Sportsleute.  


2009

Wilfried Lemke, UNO Sonderbotschafter für den Sport, erklärt sein Wohlwollen für das Projekt. Auch andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterstreichen mit dem Kommittent die Außergewöhnlichkeit des Engagements der Brüder Tesfaye in ihrer Heimat Addis Abeba. Wieder in Deutschland auf Einladung des Racket Centers in Nußloch gewinnen die Kinder Jugendtennisturniere in Deutschland und machen einen Riesensprung in Ihrer Leistungsfähigkeit. Zurück in Addis Abeba kommt die Ernüchterung: Neid und Missgunst macht den Kindern und ihren Trainern das Leben schwer. Die Trainingszeiten werden eingeschränkt. An eine Finanzierung der Teilnahme an den Weltmeisterschaften ist nicht zu denken. Stattdessen gelingt unter großen Anstrengungen und durch gute Kontakte die Gründung und Anerkennung einer NGO. Für äthiopische Verhältnisse ist dies ein großer Sprung, der die Möglichkeit eröffnet, Spenden in Empfang zu nehmen und als Institution rechtsfähig zu sein. 

Wilfried Lemke über TDKET im Jahr 2009



2010

Der Griechische Club beschließt im Herbst, ihre Tennisanlage dem Projekt vorzuenthalten und sie ausschließlich den Vereinsmitgliedern zugänglich zu machen. Tariku und Desta Tesfaye geben eine anständige Abschiedsvorstellung im Beisein einer Delegation aus Deutschland, allen voran das Rhein-Neckar Fernsehen. Die daraus entstandene TV-Reportage unter der Regie von Norbert Lange gewinnt in diesem Jahr den Landesmedienpreis. 

 

2010 wurde es dann den beiden besten Schülern des Projekts, Yonas und Meron, ermöglicht, die Andinet International School, eine renommierte Einrichtung der AISA (Association of International Schools in Africa) zu besuchen. Sie erhielten somit die Chance, einen international anerkannten Gymnasialabschluss zu erlangen. Nun wissen Yonas und Meron, dass sie es schaffen können an einer Universität zu studieren. Sie arbeiten härter als je zuvor, um sich den Traum von einem Studium zu ermöglichen. 


2011

Von nun an gehen Desta und Tariku eigene Wege und wagen einen mutigen Schritt: Sie mieten ein altes Tennisfeld mit zwei Plätzen, investieren in die Rekultivierung und siedeln ihr Projekt um. Durch diese Vorleistung gehen sie beinahe über den Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten hinaus. Gerade noch rechtzeitig springen die Kindernothilfe und die Manfred-Lautenschläger Stiftung finanziell ein. Über 60 Kinder erhalten fortan eine warme Mahlzeit täglich, Nachhilfeunterricht in einem eigens geschaffenen Klassenzimmer und natürlich Tennistraining.

 


2012

Das Projekt ist nun auf 66 Kinder ausgeweitet. Dank Spenden war es möglich ein Lernzimmer einzurichten, das zum Lebensmittelpunkt für die Kinder wird.

"We want to make the children professional". Und damit ist nicht gemeint, die Kinder zu Tennisprofis zu machen. Sie sollen vielmehr lernen, ihr Leben in professioneller Weise selbst in die Hand zu nehmen, Eigenverantwortung zu zeigen und auch für andere da zu sein. "Leistung im Gegeneinander, im Miteinander und besonders im Füreinander", dies bestimmt den Leistungsgedanken des Projekts.

Haile Gebreselassie wird Unterstützer des Projekts. Um das Projekt herum wird der "Circle of Friends der TDKET" gegründet. Gemeinsam mit Dr. h. c. Manfred Lautenschläger übernimmt der berühmte Weltklasseläufer die Schirmherrschaft für das Projekt.


2013

Zur Unterstützung des Projekts wird die NGO "Advantage Ethiopia" in Amerika gegründet. Yonas und Meron legen ihr Abitur ab. In diesem Jahr verzichtet Yonas sogar auf eine Reise nach Deutschland, um sich vollkommen auf seinen Schulabschluss vorzubereiten. Ein Abitur an dieser Schule stellt den höchsten Gipfel schulischer Bildung für Äthiopier dar. Ende Juni dann das Ergebnis: Yonas hat es geschafft als Bester seines Jahrgangs das Abitur zu bestehen. Er erlebt den glücklichsten Moment seines Lebens. Er wurde zudem von der Schulleitung als "Most Valuable Student of the Year" ausgezeichnet. Der Höhepunkt nach seinem Abschluss: Ein Stipendium am Lewis-Clark State College.

 

Auch alle anderen elf Kinder der ersten Generation machen ihr Abitur und studieren nun an Universitäten in Äthiopien. 


2014 / 2015

Die neue Generation kommt nach Deutschland. Wieder werden zwischen 4-6 Kinder erwartet. Mittlerweile trainieren 70 Kinder bei Tariku auf der Tennisanlage in Addis Abeba, die er mit Hilfe des "Circle of Friends" in einen beachtlichen Zustand versetzen konnte!


2017

Yonas Gebre, Kind der ersten Generation des TDKET Projekts, hat im Mai seinen Abschluss im Studienfach "Business Administration" erfolgreich abgeschlossen. Im Zuge dieser Ehrung wurde er außerdem mit dem ITA Arthur Ashe Leadership and Sportsmanship Award ausgezeichnet. Dieser zeichnet Studenten mit herausragenden Leistungen aus, die sich in den Bereichen Sportgeist, Mitarbeiterführung, Tennis sowie in der Schule und außerhalb des Lehrplans besonders hervorheben.

 

Seit Ende 2017 ist Yonas Masterstudent am West Virginia Wesleyan College in Buchanan, West Virginia. 


2020

Im Januar 2020 gewährt die Manfred-Lautenschläger Stiftung für 30 akademisch besonders begabte Kinder der TDKET ein Stipendium für eine weiterführende Schule. Mit einem Jahresbudget von 700€ pro Kind und einer Förderzusage über einen Zeitraum von 5 Jahren beläuft sich das Engagement von Dr. h. c. Manfred Lautenschläger auf insgesamt 105.000€.


2021

Im Januar 2021 der Schock: Der Erweiterung der angrenzenden Straße fällt ein Tennisplatz zum Opfer. Durch unglaubliche Eigenleistung schaffen es die Kinder dank ihrer Resilienz und Energie gemeinsam mit Tariku, den Zaun leicht versetzt wieder aufzurichten und den Tennisplatz wieder in Betrieb zu nehmen. Der Schulförderunterricht geht auch in Zeiten der Corona-Pandemie unter Wahrung der AHA-Regel weiter.